Gianriccardo Piccoli - Libro di Spese Diverse di Lorenzo Lotto
Es gibt keine Rhetorik in den Werken, die Piccoli diesem seinem Vorfahren widmet: Nur die der Scholle und der Blutsverwandtschaft. Es sind aparte Werke, die mit Rücksicht und Diskretion erforscht sein wollen. Piccoli zerlegt Lotto nicht, sondern dringt Schritt für Schritt in dessen Innerstes ein, stellt sich ihm zur Seite, beobachtet ihn, wie er mit den kleinen Dingen umgeht, währenddem er ihn die letzten Bilder malen sieht, mit unsicherer Hand, zweifelndem Blick und voller Zurückhaltung. In Wirklichkeit ist der «Verlierer» Lotto ein ausserordentlich moderner Lotto, ein zeitgemässer. Er ist ein Künstler ohne Gewissheiten, der sich Räume erschaffen muss, ohne über Sicherheiten zu verfügen. Aber gerade dieser Aspekt hat Piccoli magisch angezogen: Er will nicht etwas reparieren angesichts eines grossen, gedemütigten Verlierers. Er fühlt sich nur hingezogen zu einem Künstler, der als allererster die absolut moderne Dimension der zerbröckelnden Sicherheiten, der die Seele verzehrenden Unruhe erfahren hatte. Und Piccoli wollte verstehen, wie Lotto, der sich auf die kleinen Dinge stützte, welche er gewissenhaft in seinem Libro delle spese anführte, mit seinem Leben abrechnen konnte.
Piccolis Bilder sind mit ihren feinen Schleiern, die jeden indiskreten Blick abschirmen, eine Metapher des Raumes jener Zelle. Sie entflammen, angefüllt mit nichts, ausser mit einem nunmehr sehr immateriellen Licht, sobald einer jener Gegenstände auftaucht: klein, einem Schatten gleich. Es gibt nichts in jenen Räumen, aber die Leere scheint funktional zu sein, um die Vibrationen einer Seele zu registrieren: jener Lottos, natürlich.
Auszug aus dem Katalogtext von Giuseppe Frangi, Mailand
Paolo Mazzuchelli - Giardini
Pam vergisst die Mythen und Utopien seiner Generation nicht. Er ist ein Künstler seiner Zeit, der für sich die grösste Bewegungsfreiheit einfordert: eine Bewegungsfreiheit, die alles verschlingt, was zur menschlichen Natur zählt, und welche die Kenntnis der Welt beinhaltet. Pam setzt sich in vollem Bewusstsein mit den Quellen seines Malens auseinander und spricht vollkommen ehrlich über die Affinitäten und Gemeinsamkeiten seiner Malsprache, so wie er sie empfindet (da es bei einem Maler wie ihm nie neutrales Verhalten gibt). Die Avantgarden, die Neoavantgarden inklusive der Konzeptionellen Kunst, die Body Art, die Performances und Installationen haben zu seinen Ausdrucksformen beigetragen: Nichts scheint ihm fremd zu sein. Ausserdem noch die Musik – Rock, Jazz, experimentelle – und die Literatur, insbesondere die nordische und Jungs Texte, auf der Suche nach dem universellen Etwas, dem gleichzeitig menschlichen und kosmischen.
Der spürbar traurige Zug, der Pams Darstellungen stets begleitet (die wächsernen Lilien, die opiumhaltigen Früchte, die desolaten, mit Krieg überzogenen Gegenden) vermag der Ironie nicht den Stachel zu nehmen, die den bitteren Pessimismus etwas zurückdämmen sollte.
Das Theater der Malerei findet sein Pendant in der ebenso indirekten Projektion auf die Natur, graphisch vermittelt durch die Umsetzung – entsprechend der Tradition der Zeichnung als „asketische“ Übung.
Auszug aus dem Katalogtext von Maria Will, übers. aus dem Italienischen von Guido Beretta
Unterer Heuberg 2
CH-4051 Basel
Tel. +41 61 264 30 30
galerie@carzaniga.ch
Mi - Fr | 11.00 - 17.00 Uhr |
Sa | 11.00 - 15.00 Uhr |
und nach Vereinbarung