Die grosse Zeit der „Gruppe 33“
Otti Abt, Sie sind als „Basler Maler“ ein Begriff. Wir können mit dieser Bezeichnung allerdings wenig anfangen. Wie würden Sie sich heute als Künstler selbst einordnen?
Ich bin ein guter Maler. Populär bin ich nicht und habe auch nie etwas dafür getan.
Was waren Sie denn?
Ein purer Surrealist. Der erste in Basel. Das war 1925, 26 und 27.
Und was sind Sie geworden? Sind Sie immer noch Surrealist?
Eigentlich – ja. Wenn ich will. Wenn ich es für notwendig halte. Sehen Sie, die Situation hat sich gegenüber meinen Anfängen dich sehr stark verändert. Als ich begann, war der Surrealismus für mich praktisch Pflicht. Wir hatten damals einen Feind, dem es zu begegnen galt. Ich denke nicht allein an die Nazis und an Hitler. Die Zeit war eben dumm, viele Leute waren dumm. Es gab dieses Fahnengewimmel, grosse Reden; Trachten und Uniformen waren gross in Mode, Nationalstolz blühte. Ein Künstler hatte praktisch die Verpflichtung, gegen diese Erscheinungen anzukämpfen. Man war „anti“ – antifaschistisch, antibürgerlich, das heisst links.
Wie hat sich Ihre oppositionelle Haltung auf Ihre Malerei ausgewirkt?
Der Surrealismus hatte für mich eine deutlich gesinnungsmässige Funktion. War unmissverständliche Stellungsnahme. War von seinen Inhalten her beinahe „überliterarisch“. War meine Antwort auf den doch auch in der Schweiz Sympathien geniessenden Faschismus.
So war denn wohl auch die Bildung der „Gruppe 33“ eine Art „Stellungnahme“ von Gesinnungsfreunden?
Das war ganz klar eine politische Tat. Wir waren der linke Flügel der GSAMBA. Als Minderheit wurden wir überstimmt, von Bürgerlichen und Konservativen. Und da war ich komischerweise der Anlass zur Gründung der „Gruppe 33“. Damals lautete in der Schweiz die Entscheidung: Sind wir Patrioten oder nicht? Wir waren Europäer, im Gegensatz zu den anderen, die gesagt haben: Hie’ Schweizer Boden. Ja, das geht einem Künstler nicht ein. Wir haben gesehen, wie Creusot Schrapnells nach Deutschland geliefert hat und Sulzer und Krupp nach Frankreich. Wir haben auch den Prozess gegen Sacco und Vanzetti erlebt, alle diese Ungerechtigkeiten sind angeschwemmt worden. Das hat den Stoff für unsere Diskussionen gegeben.
Auszug aus dem Interview mit Hans-Peter Platz und Aurel Schmidt im Basler Magazin, Nummer 35, 2. September 1978.
Mit:
Otto Abt
Walter Bodmer
Serge Brignoni
Paul Camenisch
Max Haufler
Charles Hindenlang
Carlo König
Rudolf Maeglin
Alex Maier
Ernst Max Musfeld
Meret Oppenheim
Bénédict Remund
Hans R. Schiess
Kurt Seligmann
Otto Staiger
Max Sulzbachner
Walter Kurt Wiemken
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