Lebt und arbeitet in Basel
Ausbildung
1997
Studium Fotografie, Hochschule der Künste, Zürich
1989-1993
Ausbildung zur Grafikerin, Zürich
1988-1989
Gestalterischer Vorkurs Kunstgewerbeschule Zürich
1983
Beginn mit den Langzeitprojekten „Selbstportraits“, "Pflanzendarstellungen" und "Stilleben"
Sonja Maria Schobinger beschäftigt sich seit ihrem 14. Lebensjahr mit der Pflanzenwelt, indem sie diese in Fotografie festzuhalten versucht. Ihre Arbeiten eröffnen einerseits den Blick auf die ungebändigte Natur, andererseits auf die Schnittstelle zwischen Natur und Kultur. Die Opposition von Natur und Kultur zieht weitere Gegenüberstellungen nach sich, die das Werk bestimmen: Weibliches und Männliches, Unordnung und Ordnung, Analoges und Digitales. Durch gekonnte Inszenierung und eine opulente und fein abgestufte Farbigkeit entfesseln die fotografischen Arbeiten von Sonja Maria Schobinger beim Betrachter unbändige Lust am Schauen und offenbaren beim genaueren Betrachten eine subtile Brisanz.
Die Künstlerin sucht in ihren Fotografien nach einer aktuellen Form des Stilllebens. In spürbarer Auseinandersetzung mit der flämischen Malerei sind in ihren Arrangements Blumen und Zweige in schlichten Gefässen angeordnet und entfalten im Spiel mit dem natürlichen Licht eine zeitlose Monumentalität. Die Spiegelungen von Fensterkreuz und Zimmer auf der Wölbung der Gefässe verorten die Inszenierung in einem raumzeitlichen Gefüge, unterstreichen aber auch die Bedeutung des Lichts für das Sehen im Allgemeinen und für die Technik der Fotografie im Besonderen.In der Gattung des Stilllebens wird der Übergang von Natur und Kultur exemplarisch. Das Leben ist erstarrt, die Blumen sind geschnittenen und stehen in einem Krug, der von Menschenhand geschaffen wurde, um die wilde Natur in vernünftigen Portionen in die zivilisierte Welt zu holen.
„So symbolisiert der Krug auf der unteren Hälfte des Bildes die Zivilisation, die Kultur, quasi die Domestizierung des Wilden, während der obere Teil des Bildes die Natur zeigt, das Organische, Lebendige. Der Rand des Kruges, wo die Stängel der Pflanzen auf die Öffnung des Gefässes treffen, markiert eine Schnittstelle, die Verschmelzung von Bewusstsein und Unterbewusstsein.“
Sonja Maria Schobinger, 2021
Sonja Maria Schobinger versucht die sinnliche und ästhetische Bedeutung sichtbar zu machen, die unentdeckt in ihren Motiven schlummert. Die Sprache und insbesondere die Literatur bilden dabei eine wichtige Inspirationsquelle. Wichtig sind ihr die Bücher von Siri Hustvedt, Aylet Gundar Goshen oder A. L. Kennedy. In der Auseinandersetzung mit Sprachbildern geht es auch darum, fremde und vertraute Gefühlswelten zu durchleben und für die eigene Arbeit fruchtbar zu machen. Beim Fotografieren von Pflanzen, Blüten und Bäumen, geht es für Sonja Maria Schobinger ums Sichtbarmachen des Aufeinandertreffens scheinbar getrennter Welten. In der Pflanzenfotografie treffen die ungebändigte, organische Natur und die Kultur als vom Menschen erschaffene Ordnung und Technik aufeinander. Zugleich dient die Darstellung der Naturelemente der Künstlerin dazu, metaphysische Gedanken und Zusammenhänge sinnlich erfahrbar zu machen und damit Innen- und Aussenwelt zu verschmelzen. Prozesse wie Entstehung und Zerfall – Phasen des menschlichen Lebens und jeder Existenz – finden in ihren Arbeiten einen Resonanzraum.
„Anthemis Nobilis“
Langzeitprojekt
„Ich ging hinüber zu meinen Sonnenblumen, die unerschütterlich wuchsen, sich selbst auf die richtige Weise und zur richtigen Zeit erfüllend, in der Überzeugung, dass die Sonne für sie da sein würde. Nur wenige Menschen bringen jemals zustande, was die Natur ohne Anstrengung und zumeist ohne Fehlschlag zustande bringt. Wir wissen nicht, wer wir sind, und wie wir funktionieren, noch viel weniger verstehen wir zu blühen.“
Jeannette Winterson, aus „Auf den Körper geschrieben“
Die Beschäftigung mit dem eigenen Körper ist bei Sonja Maria Schobinger immer auch die Auseinandersetzung mit der eigenen Vergangenheit. Als Kind künstlerisch tätiger Eltern wurde sie früh als Modell in deren Arbeiten eingebunden, ohne ihre Rolle gänzlich zu begreifen oder die Auswirkungen auf ihre eigene Entwicklung als Künstlerin abschätzen zu können. Seit vielen Jahren fotografiert sich die Künstlerin regelmässig selbst, wobei sich Selbstporträts und Pflanzenfotografie gegenseitig bedingen und spiegeln.
Seit 2018 steht Sonja Maria Schobinger eine botanische Sammlung aus dem 19. Jahrhundert zur Verfügung die einst dem Studium der Botanik und der Pharmazie diente: Der Fundus von mehreren hundert handkolorierten Glasdiapositive ist durch eine glückliche Fügung in die Hände der Künstlerin gekommen. Fasziniert von der einmaligen Schönheit begann Sonja Maria Schobinger mit dem Fotografieren der Glasplatten und der Rekonstruktion der verblassten Farben, um den Pflanzendarstellungen ihre ursprüngliche Farbigkeit und Leuchtkraft zurück zu geben. Es folgten linguistisch-etymologische Nachforschungen, da jede Glasplatte mit dem lateinischen Namen der abgebildeten Heilpflanze beschriftet war. Bereits seit ihrer Kindheit interessiert sich die Künstlerin für Heilpflanzen – nun setzt sie sich forschend mit der Heilwirkung, der Toxizität und der Formsprache der Pflanzen auseinander. Die Auseinandersetzung mit den Glasdiapositiven hat die Künstlerin bestärkt, die botanischen Darstellungen mit ihrem, vor 35 Jahren begonnenen Selbstportrait-Langzeitprojekt zu verbinden.
Durch die Verschmelzung von weiblichem und männlichem Blick, erschafft Schobinger eine Bildwelt, die auf vielschichtige Weise Daseinszustände und Körperlichkeit sichtbar macht und verschiedene Zeitebenen miteinander verschränkt. In Anthemis Nobilis geht es Sonja Maria Schobinger um das Vereinen von männlich und weiblich, historisch und modern, Kunst und Wissenschaft, analog und digital, Mensch und Natur und Dominanz, Hingabe und Demut – Um das Sichtbarmachen von elementaren Bestandteilen des menschlichen Seins in der Verbundenheit mit der Natur.
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